Vielleicht kennst du das: Du beginnst mit einem neuen Song, die Textzeilen schreiben sich fast von selbst und du fühlst dich, als hätte dich die Muse geradezu mit Küssen überschüttet. Einfach herrlich!
Doch was tun, wenn's mal nicht so läuft, die Ideen ausgehen und der Schreibprozess ins Stocken gerät? Hier ein paar Tipps, wie du neue Inspiration schöpfen kannst.
• Tipps fürs Komponieren
Instrument wechseln
Spielst du hauptsächlich Gitarre und deine Klavier-Skills reichen gerade aus, um einen Akkord zu greifen? Fantastisch! Da dir der Umgang mit dem Instrument nicht so vertraut ist, konzentrierst du dich auf ganz andere Dinge und findest neue Lösungen. Also ran an die Tasten!
Tempo
Du würdest gerne eine Upbeat-Nummer schreiben, schlussendlich kommt aber doch immer eine Ballade raus? Verwende ein Metronom (physisch oder digital) und stelle einen schnelleren Grundpuls ein. So kommst du nicht in Versuchung, versehentlich auf dein Komfortzonen-Tempo zurückzufallen. Experimentiere mit verschiedenen Geschwindigkeiten.
Akkorde
Du landest immer wieder bei der selben Akkordfolge und dir fällt nichts Neues mehr ein? Oft reicht schon eine kleine Abwandlung - z.B. in der Reihenfolge, der Länge und der Häufigkeit der einzelnen Akkorde, um auf neue Ideen zu kommen. Wenn du einen Schubs von außen brauchst, kannst du auch nach beliebten Akkordfolgen im Internet suchen oder dir online eine Chord Progression nach dem Zufallsprinzip generieren:
Beats bauen
Du hast Lust mit verschiedenen Sounds zu tüfteln? Kein Problem. Es gibt kostenlose Apps mit denen du selber Beats bauen kannst, wie z.B. Bandlab, Remixlive und GarageBand (nur für iOS).
Wenn du gerne Musik selber aufnehmen möchtest, interessieren dich vielleicht unsere Tipps zum Thema
Co-Writer
Schreibe mit anderen. Jeder hat seinen eigenen Zugang und man kann viel voneinander lernen. Das gilt sowohl fürs Texten als auch fürs Komponieren. Am Anfang kann es schwierig sein, eine gemeinsame Richtung einzuschlagen. Hier hilft es, wenn ihr bereits mit Ideen oder Titel-Vorschlägen in die Songwriting-Session startet. Seid aufrichtig und sagt ehrlich, ob ihr eine Idee gut findet oder nicht. Nur so kommt ihr zu einem Ergebnis, mit dem ihr zufrieden seid.
• Tipps fürs Texten
Sprache
Auf Englisch zu schreiben hat viele Vorzüge: Es ist eine globale Sprache und wird von sehr vielen Menschen verstanden. Manchmal kann es aber auch frustrierend sein, wenn man nicht fließend Englisch spricht, beim Schreiben ums Eck denken muss und man immerzu nach den richtigen Übersetzungen sucht. Was hältst du davon, in deiner Muttersprache zu schreiben? Hier stehen dir vermutlich viel mehr Wörter zur Verfügung und es könnte dir leichter fallen, deine Gefühle in originellen Bildern auszudrücken.
Schlagzeilen
Schnapp dir eine Zeitung und blättere durch die Seiten (hier sind alternativ natürlich jede Form von Online-Medien erlaubt): Welche Schlagzeile springt dir ins Auge? Schreibe sie ab bzw. schneide die entsprechende Stelle aus. Nun überlege, welche Geschichte zu der Überschrift passt. Welche Bilder steigen in dir hoch und was spürst du dabei? Notiere dir deine Gedanken und sei aufmerksam: Vielleicht findet sich hier Stoff für deinen nächsten Song.
Memes
Man nehme ein Bild und kombiniere es mit ein paar Worten: Schon hat man ein Meme. Aber was, wenn man es nicht bei einem einfachen Satz belässt? Wähle ein Bild aus einer Zeitschrift, aus Instagram, Pinterest oder deiner eigenen Fotogalerie. Jetzt sieh genauer hin:
- Wer und was ist auf dem Bild zu sehen?
- Wie sieht die Kleidung aus?
- Wo ist es entstanden? Sieht man den Hintergrund?
- Wie ist der Gesichtsausdruck der abgebildeten Personen?
- Was geht in ihren Köpfen vor?
- Wer hat das Foto bzw. das Bild gemacht?
Ergänze so viele Fragen wie du möchtest und beantworte sie so detail- und wortreich wie möglich. So greifst du tief in deine eigene Wortschatzkiste und stößt womöglich auf Ausdrücke für deinen nächsten Songtext.
Song für x
Wem wolltest du schon immer einen Song widmen? Das kann eine Person aus deinem Umfeld sein, genauso wie eine Hollywood-Berühmtheit oder eine historische Figur. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt: Was wolltest du schon immer sagen? Schnapp deinen Stift und los geht's.
Perspektive
Mit einem Wechsel der Perspektive kannst du eine Geschichte komplett auf den Kopf stellen.
Nimm einen bereits vorhandenen Song (von dir oder deinem Lieblingskünstler/deiner Lieblingskünstlerin) und sieh dir den Text an:
- Wer erzählt die Geschichte?
- Wird sie aus der Ich-Perspektive oder mit etwas Abstand erzählt?
- Welche Personen kommen in der Geschichte vor?
- Was sind die Schlüsselmomente der Handlung?
Wenn du das hast, erzähle die Geschichte aus der Sicht einer anderen Person. Vermeide es, Textstellen eins zu eins aus dem Originaltext zu übernehmen. Überlege stattdessen, wie du die Handlung in deinen eigenen Worten ausdrücken kannst.
Beispiel: Der Originalsong erzählt aus der Ich-Perspektive, wie sich jemand in seinen besten Freund/seine beste Freundin verliebt. Durch den urspünglichen Text wissen wir, was der Erzähler/die Erzählerin über die Situation denkt und fühlt. Aber wie geht es der anderen Person? Ist sie auch verliebt? Weiß sie um die Gefühle? Oder fühlt sie ganz was anderes? Hier könnte man ansetzen und die Geschichte aus der Sicht des besten Freundes/der besten Freundin schreiben.
Man könnte auch einen Schritt zurück steigen und die Perspektive des neutralen Beobachters einnehmen. Hier würde man von der Ich-Perspektive in eine weniger persönliche Erzählform wechseln.
Man kann auch eine Person, die im Originalsong nicht vorkommt, dazu erfinden und aus deren Sicht die Geschichte erzählen - z.B. aus der Perspektive der Mutter, des Bandkollegen, der Nachbarin, etc.
Und wer sagt eigentlich, dass man immer aus der Sicht eines Menschen schreiben muss? Vielleicht wäre die Erzählung auch aus der Perspektive eines Haustiers oder eines Gegenstandes spannend?
Object Writing
Sehen, riechen, hören, tasten, schmecken: Beim Object Writing wird ein Gegenstand mit allen Sinnen beschrieben.
Wähle ein Wort und setze deinen Timer auf 10 Minuten. Nun beschreibe den Begriff mit all deinen Sinnen:
- Wie sieht er aus?
- Wie hört und fühlt er sich an?
- Wie riecht und schmeckt er?
Sobald die Zeit abgelaufen ist, lege den Stift weg, auch wenn du Mitten im Satz bist. Ziel ist nicht, eine Geschichte zu schreiben, sondern deine_n innere_n Songwriter_in aufzuwecken. Diese Übung wird deshalb gerne direkt nach dem Aufstehen gemacht. Wichtig: Versuche jeden Sinn mindestens einmal zu verwenden. Schreibe frei drauf los und folge deiner Intuition.
Falls es dir schwer fällt, ein Wort für die Übung auszusuchen, findest du hier täglich (auf Englisch) das
Und das Wichtigste...
Mach dir keinen Druck. Es ist vollkommen okay, auch einfach mal nicht zu schreiben.
Du hast noch Tipps, die hier fehlen?
Dann schreib uns ein Mail an soundbase@wienxtra.at