Du verwendest Chems beim Sex oder bist vielleicht bereits zu einer sogenannten "Chemsex" Party eingeladen worden? Was steckt hinter dieser Praxis und wie schützt du dich vor damit verbundenen Risiken? Erfahre mehr darüber, wie du mögliche Gefahren minimieren und dir Unterstützung holen kannst.
Inhalt:
Was ist Chemsex
Der Begriff Chemsex bezeichnet Sex, der unter Einfluss von bestimmten chemischen Substanzen stattfindet. Dazu zählen zum Beispiel GHB/GBL (auch Liquid Extasy genannt), Metamphetamin (auch Chrystal Meth genannt), Mephedron oder Ketamin. Allerdings sind auch immer wieder neue psychoaktive Substanzen am Schwarzmarkt erhältlich. Dabei handelt es sich jedoch meist um Mischpräparate aus unterschiedlichen Substanzen und es ist wenig Information zu deren Dosierung und Wirkung vorhanden.
Diese illegalen Drogen verändern deine Wahrnehmung, was manche Personen in Verbindung mit Sex als lustvoll empfinden können. Der Begriff kommt aus der schwulen Szene und steht oft in Verbindung zu Dating Apps, wie Grindr, Planetromeo, Scruff, etc. . Allerdings findet Chemsex allgemein auch unabhängig der sexuellen Orientierung statt. Wenn du oder Menschen in deinem Umfeld damit bereits Kontakt haben oder hatten, gibt es einige Dinge zu beachten.
Consent ist sexy
Immer wenn es um Sex geht ist Einvernehmlichkeit oberste Priorität! Besonders wenn Substanzen im Spiel sind, die die Wahrnehmung verändern und allgemein enthemmen, ist es wichtig, immer ganz klar abzusprechen, was für die Betroffenen Personen in Ordnung geht und was nicht.
Zustimmung sieht auch nicht zu jedem Zeitpunkt gleich aus. Gefühle können sich ändern und wenn du einmal zu etwas zugestimmt hast, muss das nicht automatisch immer ok für dich sein. Deshalb frag auch zwischendurch lieber einmal zu viel nach, als einmal zu wenig. Wichtig ist auch, sich im nüchternen Zustand ein Safe-Wort auszumachen, was deutlich macht, wann etwas zu viel wird, ohne sich viel erklären zu müssen.
Es ist ok, auch während dem Sex seine Meinung zu ändern und allgemein gilt: Nur JA heißt JA!
Teste dich!
Sowohl beim Sex als auch beim Drogenkonsum besteht immer das Risiko von Infektionen, deshalb gehe sicher, entweder mit Kondom oder Dental-Dam bzw. Lecktuch sexuell übertragbaren Krankheiten vorzubeugen und verwende beim Konsum sauberes und eigenes Equipment!
Infos zum Thema Sicherer Drogenkonsum findest du hier. Zusätzlich empfehlen wir, dich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten zu testen. Bei der Aidshilfe kannst du dich kostenlos auf HIV testen lassen und kostenpflichtig auf diverse weitere Erkrankungen, wie Hepatitis, Syphilis und Tripper. Für kostenfreie Testmöglichkeiten sprich am besten mit deinem/deiner Gynäkolog_in oder Urolog_in.
Risiken von Chemsex
Grundsätzlich bringt der Konsum der Substanzen einige Risiken mit sich. Neben Abhängigkeit und Kontrollverlust können diverse Substanzen Angstzustände und Unsicherheiten auslösen oder verstärken, deshalb ist es immer ratsam, mit geringen Dosen und reichlich Pausen dazwischen zu konsumieren. Zusätzlich führt der Konsum von MDMA zum Beispiel zu einem sogenannten Serotonin Kater am nächsten Tag. Das heißt, dass dein Glückshormonspiegel niedrig ist und das kann sich wie eine depressive Episode anfühlen.
Beim Konsum jeglicher chemischeren Substanzen ist wichtig, dass du dich in einer sicheren Umgebung mit vertrauten Menschen um dich befindest, um psychischen Nebenwirkungen vorzubeugen. Auch einige körperliche Risiken sind bei Chemsex gegeben. Überdosierung von Substanzen oder Mischkonsum, zum Beispiel Alkohol und G (GHB/GBL auch bekannt als Liquid Extasy), können im schlimmsten Fall tödlich enden. Auch Wechselwirkungen zwischen chemischen Substanzen und Medikamenten solltest du unbedingt mit einem Arzt/einer Ärztin im Vorfeld abklären. Besonders HIV Medikamente können in Kombination mit gewissen Substanzen ihre Effektivität verlieren.
Was du schließlich auch nicht unterschätzen darfst, ist, dass dein Schmerzempfinden und deine Hemmschwelle beim Sex im Rausch von chemischen Substanzen beeinträchtigt wird. Das kann dazu führen, dass du deine körperlichen Grenzen anders wahrnimmst und eventuell zu härteren und längeren Sex bereit bist. Dabei können Verletzungen entstehen, aber auch Praktiken ausgeübt werden, die für dich nüchtern vielleicht gar nicht in Frage kommen würden. Daher achte gut auf euch und eure Grenzen.
Was tun bei einem Notfall?
Notfälle können auf körperlicher aber auch psychischer Ebene entstehen. Grundsätzlich gilt dasselbe Prinzip, wie bei herkömmlichen Drogennotfällen. Einen genauen Guide dazu findest du hier.
Im Zweifelsfall und besonders, wenn die Person nicht ansprechbar ist, ruf auf jeden Fall die Rettung und beschreibe die Symptome der oder des Betroffenen.
Wenn du das Gefühl hast, dass der Notfall Folge einer Straftat, zB. Ungewollte Verabreichung von illegalen Substanzen (auch genannt Spiking), oder sogar sexualisierter Gewalt ist, melde dies ebenso am Telefon. Generell gilt, sobald du illegale Substanzen am Telefon erwähnst, wird auch die Polizei verständigt.
Wo du Unterstützung findest
Wenn du oder Menschen in deinem Umfeld mit Chemsex in Berührung sind und du gerne Beratung zu dem Thema hättest, gibt es einige kostenfreie Angebote in Wien für dich:
- Die Aids Hilfe Wien bietet kostenlose und anonyme Beratungen bis zu 10 Einheiten an
- Die an.doc.stelle und der Verein COURAGE organisieren monatlich professionell geleitete Chemsex Talk Gruppen für Männer, die mit Männern Sex haben und sich über ihre Erfahrungen und ihr Konsumverhalten austauschen möchten.
- Unter dem Netzwerk Chemsex findest du noch viele weitere psycho-soziale bis therapeutische Angebote, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Letzte Aktualisierung: Juli 2024